Morgennebel ist ein stummes Meer. Der kalte Boden selbst scheint ihn auszuatmen und im Gegenzug alles Lebendige in sich einzusaugen, ins zappendustere Unterbodenreich hinab. Die Erde holt alle Fühler ein und verschließt sich wie eine Muschel.
Böige minus drei Grad waren’s nachts. Um Sonnenaufgang herum bin ich eine gute Stunde lang unterwegs. Kein Mensch, kein Tier, kein Wind, keine Maschine um mich her; die Luft ist so leer von Geräusch, dass sie ganz erfüllt ist vom Phantomknispeln zerfallenden Raureifs unter dem Nebel, der nach und nach, dick übern Boden wattelnd, in Richtung Horizont davonrollt.
Herumspazierend verkrieche ich mich in den eigenen Untergrund. Als ich Zuhaus ankomme und die Füße aus den Stiefeln polke, ist weder in Fingern noch Zehen irgendein Gespür mehr drin. Die Oberschenkel sind bloß noch fühllose Glätte. Nasenrücken und Stirn, Schultern und Halsmuskeln: kalter Feldstein. Hirn: spiegelblank gefroren.
Gut in Zwerchfell gewickelt, puckert indessen die Glut.
Fotos: Grebe 2018
polken, watteln, Phantomknispeln – Du hast wieder einmal schöne und genaue Worte gefunden. Lieben Gruß und beste Neujahrswünsche!
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Lieber Meinolf, ich wünsch Dir auch ein gutes Jahr!
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