The Doldrums – die Kalmen: Was im seemännischen Sprachgebrauch die gefürchteten Dauerflauten in manchen Meereszonen bezeichnet, lässt sich als charakterisierender Begriff natürlich wunderbar auf die ereignisarmen, dörflich bis kleinstädtisch geprägten Breiten übertragen, wo, fernab metropolischer Turbulenzen, das Leben im Großen und Ganzen ziemlich gleichförmig vor sich hin dümpelt.
Jagt man Rohnert Park – The Friendly City durch Google, erfährt man, dass es sich dabei um eine Planstadt mit 40.000 Einwohnern in Kalifornien handelt; dazu poppen Fotos von steril-gepflegten Vorgärten, Angelteichen und einem Wal-Mart Supercenter auf. Aber wozu kalifornische Planstädte googlen, wo ich doch auf dem Weg zum nächsten Supermarkt in der nahen Kreisstadt (40.000 Einwohner) für solche Bilder (steril-gepflegte Neubaugebiete, Angelteiche) nur aus dem Autofenster gucken muss.
Die an hiesigen Jägerzäunen befestigten Zeitungsrollen füllen sich täglich mit Nachrichten über haarsträubende Katastrophen, Mord, Totschlag, Krieg, Korruption und Dekadenz, die überall, rund um den Globus, gegenwärtig sind, nur eben nicht hier: in der soliden und sicheren Provinz, Standort ländliches Niedersachsen. In der Region hegt man freilich so seine eigenen Meinungen zu Globalgeschehen und Großstadt-News und tut diese auch kund – beim Frisör, während des Brötchenkaufs beim örtlichen Bäcker oder an der Bierbude beim Schützenfest. Und nicht selten verhält sich dabei die Stimme aus dem provinziellen Off gegenüber den Ereignissen auf der Weltbühne ganz ähnlich, wie etwa eine kinderlose, philiströse alte Tante, die sich neunmalklug über die Beziehungsformen, Erziehungsmethoden, Wohn- und Jobsituationen ihrer jüngeren Verwandtschaft auslässt. Um die etwas unmittelbarere Lebensrealität kümmert sich indes die Regional-Presse: Stadtmarketing Dödensen gibt diesjährige Termine für verkaufsoffene Sonntage bekannt / Autohaus Münkelmann präsentiert neue Kleinwagenmodelle / TSV Blumenfeld schlägt Krähenwinkel 86 mit 3:1 / Senioren-Residenz Rosengarten lädt zum Tag der offenen Tür / Autofahrerin erleidet Blechschaden bei Wildunfall auf der B443 / Kreissparkasse spendet Ausrüstung für Handballsparte des TUS Klein Audorf / Hof Blanke serviert hausgemachte Torten in neu eröffnetem Scheunen-Café / Bauarbeiten an der Hauptstraße West blockieren die Durchfahrt zur Mülldeponie / Shanty-Chor Frische Brise e.V. sorgt für musikalische Untermalung beim Heinstedter Spargelfest / Ortsbrandmeister Hannes Heinemann freut sich über geglückte Renovierung des Zeughauses / etc. Weit und breit keine Mordfälle in Sicht, hier oder in den umliegenden Gemeinden. Ebenso keine international bekannten Großveranstaltungen, welche Horden von touristischen Marodeuren in die Gegend schwemmen, die nur Krach, Verkehrschaos und am Ende hohe Entsorgungskosten für Berge von Verpackungsmüll und Bierflaschenbruch verursachen. Außerdem steht man hier wirtschaftlich gar nicht so übel da, sofern man nun nicht gerade einen Milchviehbetrieb unterhält. Wer hier lebt, hat’s also gut, und wer’s gut hat, der kann zufrieden sein. Im Umkehrschluss gilt: Wer hier nicht zufrieden ist, mit dem stimmt doch was nicht.
Kurze Unterbrechung dieses Beitrags für eine dringende Meldung der Whatsapp-Gruppe Kindergarteneltern: Seit gestern vermisst: Gesucht wird die vierjährige Nuschka! Nuschka ist zuletzt am späten Nachmittag gesehen worden und über Nacht verschwunden geblieben! Sie hat schwarzes Fell mit weiß abgesetzten Pfötchen. Nuschka ist mutmaßlich durch eine geöffnete Terrassentür entlaufen und normalerweise KEINE Freigängerin! Die Halter gehen davon aus, dass Nuschka jetzt SEHR verängstigt ist und die Nähe zu Menschen suchen wird! Hinweise bitte an…
Wenn manche Ortsansässige bezüglich der lokalen Lebensqualität eine gewisse Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen, handelt es sich dabei natürlich um jugendliche Einzeltäter.
Architektonisch besehen hat man im mir bekannten Teil des Hannöverschen Umlands bis hin zum Landkreis Schaumburg die 1990er Jahre über zwanzig Jahre hinweg am Leben erhalten. Erst seit kurzem zeichnet sich der Trend ab, etwa bei städtischen Bauprojekten, von der typischen Vor-Jahrtausendwende-Formsprache Abstand zu nehmen und auch in der Außengestaltung die klassische Uli-Stein-Cartoon-Farbpalette durch zeitgemäße Farbtöne aus dem Spektrum eines neuen IKEA-Katalogs zu ersetzen; der private Häuslebauer allerdings ist bislang eher selten zum Stilwandel aufgelegt.
Mag sein, dass der derzeitige Eigentumsbauboom in der Region zurückzuführen ist auf die aktuell niedrige Baufinanzierung, oder meinetwegen auf diese virale Begeisterung für die Romantik des Landlebens – hier im Dorf zumindest verlaufen Bauboomphasen analog zum Generationenwechsel: Nach Kriegsende kehrten viele Männer hierher heim, kamen viele Vertriebene hierher, die sich verstärkt ans Familiegründen und, mit Beginn des Wirtschaftswunders, auch ans Hausbauen machten (Siedlungshäuschen); deren Kinder bauten in den 1970ern munter ihre sandfarbenen, beigen, braunen Einfamilienhäuschen im Pulk an den Dorfrand an; in den 1990ern folgte der nächste Schub, und es entstanden doppelhausweise bewohnbare Riesentetrapaks mit putzigen Design-Akzenten in den Eingangsbereichen und Fensterrahmen in knallblau, außerdem einzelne Barbie-Häuschen mit glasierten (knallblauen) Dachziegeln. Inzwischen ist die nächste Eigenheim-Staffel im Bau, aber bis auf ein einziges Häuschen mit Pultdach und strenger, minimalistischer Linienführung sind hier noch keine nennenswerten Versuche in Modernität zu beobachten. In der nahen Kleinstadt immerhin wurde letztens ein größeres modernes Immobilienprojekt fertiggestellt – zwanzig ineinander verschachtelte Penthouse-Wohnungen, die ihrer Geometrie nach an einen liegenden Jenga-Turm erinnern und deren Außenoptik von strengem, flächigem Weiß bestimmt wird, aufgelockert durch anthrazitfarben geklinkerte Elemente und den Einsatz von hellem Holz.
Um aufs Dorf zurückzukommen: Ich weiß gar nicht genau, wann und warum man einst aufgehört hat, diese eigentlich ortstypischen, langlebigen Fachwerk- und Rotklinkerhäuser zu bauen, die in Schönheit altern, in Würde verwittern.
Wissen Sie eigentlich, wie man Lüttje Lagen trinkt? Man greift mit Zeigefinger und Daumen ein kleines Glas mit 5cl dunklem Broyhan-Bier, klemmt zwischen die übrigen Finger ein langstieliges Schnapsglas mit 1-2cl Korn, setzt das Bierglas an und hebt dann ruckartig den Kopf in den Nacken, sodass man das Bier und den über den Bierglasrand plätschernden Korn zusammen runterkippt. Sichbetrinken, gehobener Schwierigkeitsgrad: Man benötigt dafür eine gute Fingerfertigkeit – bei gleichzeitiger Trinkfestigkeit, sonst ist es nämlich auch mit der schönsten Fingerfertigkeit nach der sechsten Lage schon vorbei.
Sie ahnen vielleicht, von welchem Charakter eine Region ist, die eine solcherart perfektionierte Trinkkultur hervorgebracht hat?
Musikalische Fackelträger der binnenländisch-niedersächsischen Seele sind seit jeher: Fury in the Slaughterhouse, Terry Hoax und die Scorpions. Das Provinz-Mixtape, Edition Landkreis Hannover, setzt sich weiterhin zusammen aus Schlagerkrachern, Autoscooter-Mucke und radiotauglichem Durchschnitts-Pop; die B-Seite wiederum ist bespielt mit schnauzbärtigem Classic Rock und dazu viel, viel Gruftie-Kram. Während beispielsweise die Supermarktbeschallung in manchen Hamburger Märkten einen durchaus souligen Einschlag erkennen lässt, dürfte man dagegen in hiesigen Filialen musikalisch den Nerv treffen, wenn man sich irgendwo zwischen Plastik und Patschuli bewegt: Depeche Mode und Helene Fischer, sowieso, auch Roxette, Bon Jovi und den regionalansässigen Heinz Rudolf Kunze liebt man hier treu, und dazwischen könnte man bedenkenlos Deine Lakaien und die Sisters of Mercy einstreuen, oder auch Blutengel, Schandmaul und dergleichen, die der Kundschaft vom alljährlich im nicht allzu weit entfernten Hildesheim stattfindenden M’era Luna Festival her bekannt sind, im Wechsel mit Eurodance-Perlen, Andrea Berg und Silbermond abdudeln – im Geschmackskosmos des sogenannten Calenberger Landes jedenfalls fügt sich das alles ziemlich nahtlos zusammen.
Unangefochtene Könige des T-Shirt-Aufdrucks und der Autorückscheiben-Banner sind nach wie vor, seit Jahren unverändert: AC/DC, Subway to Sally und die Böhsen Onkelz.
Morgens und mittags rauschen vor dem örtlichen Kindergarten die Eltern in gebündelter Schar ein, bringen die Zwerge, holen sie ab. Familie G. fällt dabei jedes Mal durch die hemmungslos übertriebene Lautstärke auf, mit der Mamas Ska-Sortiment aus den Boxen dröhnt. Kind und ich singen lauthals kauderwelschend mit: Aye aye aye, aye aye aye! – Tell you baby – You huggin up the big monkey man! Und: Stop your messing around – Better think of your future – Time you straighten right out – Creating problems in town – Rudy! – A message to you, Rudy! Mit Vorliebe also einschlägige Trojan- und 2-Tone-Label-Klassiker. Die Best-ofs von Prince Buster oder Toots & The Maytals. Oder artverwandtes von The Clash – Wrong ‚Em Boyo zum Beispiel. Ein paar satte Bläser und sonnigen Off-Beat in die hiesige Atmosphäre pusten – irgendjemand muss das ja machen! Bislang finde ich allerdings weder mit meiner musikalischen Alltagspraxis, noch meinem Dress-Code, noch meiner Freizeitplanung Nachahmerinnen am Ort, und es mag wohl sein, dass die übrigen Mütter gern glauben, ich würde mir in der etwas albernen Rolle der Etwas-andersartigen-Mama ganz gut gefallen. Aber das ist Quatsch. Im Gegenteil bemühe ich mich sehr, hier nicht als allzu schrullig wahrgenommen zu werden – noch nicht. Zumindest nicht, solange das im Zweifelsfall mein Sohn ausbaden muss, der sich hier gerade ein funktionierendes soziales Umfeld aufbaut. Aber was manche gewisse Eigenarten angeht, bestehe ich dann doch darauf, dass sie gepflegt und erhalten werden müssen, selbst – oder gerade – wenn man damit allein auf weiter Flur dasteht. Alldieweil bekommt mein Fünfjähriger regelmäßigen Spielbesuch, von viel mehr Kindern, als ich in seinem Alter überhaupt je mit Vornamen gekannt hätte, und denen gefällt’s bei uns zu Hause ziemlich gut.
Bei erstaunlich vielen Calenberger Landsleuten, die innerhalb eines bestimmten Jahrgangsfensters geboren wurden, gehören New Model Army zum festen Bestandteil des Platten-/CD-Schranks. Das liegt wohl an der spezifischen Doppelnatur, die die knarzigen alten Recken in diesem Umfeld entfalten: Keine andere Band brachte so gut auf einen gemeinsamen Nenner, was man hierzulande als Subkultur empfand, und gleichzeitig klingt aus den staubtrockenen, knüppelharten Bassläufen, aus Justin Sullivans schmucklosem Gekrähe und aus dem handfesten Songwriting ohne Schnickschnack eine bis heute gültige Wesensänlichkeit mit diesem an sich nüchternen, ruralen Landstrich heraus. Für den gar nicht so kleinen Teil der Landbevölkerung, der zu einer gewissen rustikalen Form von Melancholie neigt, haben sich NMA, die sich ebenso wenig verändern mögen wie man eben selbst, als langjährige Begleiter etabliert. The Ghost of Cain zählte auf jeden Fall zum Standardrepertoire für all die jugendlichen Einzeltäter hier, die sich in ihrer Unzufriedenheit an der lokalen Lebensqualität suhlten, weil es eine Platte war, die eine enge atmosphärische Verschwisterung mit dem Ortsgefühl einging und doch nach einem Aufmucken gegen ebendieses Ortsgefühl klang. Ich bekam sie mit vierzehn von der älteren Schwester einer Schulfreundin geliehen und hörte sie etwa achttausendmal, bevor ich mich dann selbst mit dem ganzen NMA-Kram eindeckte und das Bandlogo mit Autolack und selbstgeschnippelter Schablone auf meinen Rucksack sprühte. Zwar war ich nach einem halben Jahr mit dieser Phase restlos durch und ließ die CDs danach verstauben, aber umso unverwässerter verbinde ich nun mit NMA einen Sommer voller träge verbrachter Nachmittage am Flussufer.
Von Seegraben, Beeke und Aue ging’s für mich erst mal ans Leineufer. Dann weiter an die Kieler Förde, zu Schwentine und Nord-Ostsee-Kanal. Danach rüber zu Elbe und Alster. Und nun wieder zurück an den Seegraben. Wer weiß, wo ich in zwanzig Jahren bin: an der Weser, der Maas, der Birkenheider Dummbäke, oder doch der Themse? Oder vielleicht begnüge ich mich auch einfach damit, es den Lachsen nachzumachen: gegen den Strom an in die Heimat zurückstrampeln, laichen, sterben?
Die Störche sind zurück und kreiseln über den Dächern herum, staksen durch die frühjahrsnassen Äcker und Weiden, klappern. Auch die Kiebitze schreien wieder ihr Wyywitt. Die Trecker schwärmen aus, pflügen, eggen, drillen und düngen. Je nach Bodentemperatur und Pollenflug verändert die Luft hier ihren Geruch. Wenn es in der Stadt Frühling wurde, hab ich das oft erst am saisonalen Deko-Wechsel im Supermarkt erkannt und mein Dorf dann heimlich, aber schrecklich vermisst.
Die Stadt vermisse ich meist so lange, bis mir wieder in den Sinn kommt, wie viele wirklich verflucht hässliche Häuser es da gibt. In denen man dort ja tatsächlich lebt, und das auch noch haarsträubend teuer. Und dann spaziert man da durch die hübscheren Viertel, an den hübscheren Häusern entlang, in denen die Leute wohnen, die für ihre Wohnung monatlich den Gegenwert eines Gebrauchtwagens hinblättern, und denkt ganz versonnenheitsblöde bei sich, wie schön sie doch ist, die Großstadt, mit ihrem Flair, mit ihrem Charme.
Wenn ich mit siebzehn aus der Schule nach Hause kam, mit dem Bus, der zwischen Kleinstadt und Dorf pendelt, packte mich ein mitunter kaum auszuhaltendes, klaustrophobisches Gefühl. Ich guckte mir diese Gegend an, die in etwa soviel Charakter besitzt wie eine Packung Toastbrot, und war mir ganz sicher, dass ich, wenn ich noch länger hierbliebe, unweigerlich irgendwann meinen gesamten Biss verlieren würde. So wenig Leute hier, und so groß die Borniertheit und der Mangel an Neugier.
Natürlich war es das einzig Richtige, mit achtzehn sofort die Beine in die Hand zu nehmen und in die nächstbeste Stadt wegzulaufen, denn natürlich ist es schön, in der Stadt zu wohnen. Erst mal, ein paar Jahre lang jedenfalls.
Irgendwann aber, als ich so mit Ende zwanzig allmählich müde war vom Feiern, begann mich plötzlich ein mitunter kaum auszuhaltendes, klaustrophobisches Gefühl zu packen, wenn ich mich durch überlaufene Geschäfte drängelte, wenn ich mir unsere kleine Großstadt-Wohnung so anschaute und mal wieder vom stets hörbaren Gerödel der Nachbarn über und unter und neben uns genervt war, wenn ich selbst morgens um sechs im hintersten Stadtparkwinkel kein Plätzchen fand, das ich, nur mal kurz, nur für mich selbst besitzen durfte, sondern spätestens nach einer Viertelstunde schon wieder umlagert war von den ewigen Joggern, Hundehaltern, Taijiquan-Betreibern und sonstigen Frischluft-Bedürftigen.
Die Stadt bietet so viel Input, so viel Ablenkung, aber so wenig ungestörten Raum. Das ist schlechterdings das Merkmal der Stadt: ihre Dichte. So viel Leute da. Aber auch so viel Mimese und Mimikry, so oft so wenig zu entdecken unterhalb der Oberfläche. Spätestens unter den Kindergartenmamas habe ich mich dort bisweilen gefühlt wie in einer von artifiziell verfremdeten Lebewesen bevölkerten Blase, und ich war mir ganz sicher, dass ich, wenn ich noch länger hierbliebe, unweigerlich irgendwann meinen gesamten Biss verlieren würde. Ich kam mir ziemlich blöd dabei vor, am Essen zu sparen, damit von unserem Budget irgendwie Geld übrig blieb, das ich dann in überteuerten Krempel stecken konnte, auf dass ich von den Miteltern nicht scheel angeguckt werde, weil mein Kind als einziges mit den falschen Klamotten rumläuft, bei angesagtem Spielzeug nicht mitreden kann und noch nie im Szene-Familiencafé frühstücken war. Und ich hatte es schnell satt, beim Spielplatztreff so zu tun, als interessierte ich mich für vegane Backrezepte für den Kindergeburtstag und für die besten Kursanbieter in Sachen Eltern-Kind-Yoga. Nichts für ungut: Wem das etwas gibt, dem wünsche ich ehrlich viel Spaß damit, aber eben ohne mich.
Meanwhile in Schicksterhude: Die Schlange vor dem Café Eispalast hat sich laut der Eispalast-App inzwischen auf 1,3km Länge ausgedehnt, die Wartezeit beläuft sich aktuell auf ca. 2 Stunden und 27 Minuten. Ab heute bieten wir Euch wieder täglich frische, hausgemachte Eis-Kreationen! Probiert unbedingt unsere Lakritz-Rosmarinsalz-Sensation! Außerdem: Soja-Sesam-Quinoa, White Choc mit einem Hauch Amalfi-Zitrone, laktosefreies Vanilla de Luxe, Pili-Nuss-Crunch, Granadilla-Curuba-Sorbet und Cherimoya-Champagner.
Es gibt keine Adresse, die mich so ganz von selbst zu einem interessanteren Menschen machen würde, oder zu einem einsamen, oder zu einem zufriedenen.
Was gibt mir die Stadt? Sie gibt mir zu denken. Das Dorf gibt mir zu atmen. Ich kann das eine wie das andere gut gebrauchen. Ganz vorbehaltlos zuhause fühle ich mich weder hier noch da, denn weder hier noch da gehöre ich so recht hin und füge mich sonderlich passgenau ein.
Ich habe lieber aufgehört, mein Zuhause an bestimmten Orten zu suchen – ich finde mein Zuhause in einzelnen Menschen, mit denen ich wirklich reden kann und an denen mir viel liegt. Die brauche ich, und die habe ich, hier und da; alles andere spielt für mich keine große Rolle mehr.
Klasse beobachtet & noch besser beschrieben!
(Hoffentlich findet Nuschka wieder auf seinen eigenen Pfötchen zurück zu seiner Familie, sonst müssten sie die Eltern-Kind-Yoga-Gruppe schwänzen 😉 )
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(Die Freiwillige Feuerwehr und der Sozialverband suchen doch fleißig! Lieben Gruß!)
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WOW – deinen Beitrag zu lesen und dabei den schweren Gitarrensound mitschleifen lassen, mitsingen wollen und sich amüsieren über die nichtangepasste Mama und das Ska-eskalierende Kind – eine fette Erfahrung und ein wenig eigene Erinnerung an diese Blicke, die andere Mütter so gerne werfen :)) Thanx
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Ich bin ja gar nicht so dolle nichtangepasst. Seit ich wieder hier bin, benehme ich mich eigentlich ziemlich anständig! (Sogar meine Mutter staunt!) Aber übertreiben muss man’s mit dem Benehmen ja nun auch wieder nicht. Giddy up, giddy up, giddy up!
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manchmal spare ich ja sehr gern mit Worten, aber bei Dir verdichten Sie sich zu einem Gesamtbild, das beeindruckt. Es sind zwar noch ein paar Tage, aber schon mal frohe Ostern, Sonja.
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Paar Tage noch, ja, aber in denen wird hier wohl nichts mehr verdichtet. Frohe Ostern, Jörg! Danach geht’s weiter.
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Folgende Stelle aus „The Adventure of the Copper Beaches“ fällt mir hierzu ein, erzählt von Doktor Watson:
„All over the countryside, away to the rolling hills around Aldershot, the little red and grey roofs of the farm-steadings peeped out from amid the light green of the new foliage.
“Are they not fresh and beautiful?” I cried with all the enthusiasm of a man fresh from the fogs of Baker Street.
But Holmes shook his head gravely.
“Do you know, Watson,” said he, “that it is one of the curses of a mind with a turn like mine that I must look at everything with reference to my own special subject. You look at these scattered houses, and you are impressed by their beauty. I look at them, and the only thought which comes to me is a feeling of their isolation and of the impunity with which crime may be committed there.”
“Good heavens!” I cried. “Who would associate crime with these dear old homesteads?”“
Danke für ein neues Lese – bei vergnügen stocke ich, weil’s dafür zu ernst ist. Jedenfalls gefält mir diese Chronik niedersächsischen Landlebens sehr.
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Für Vergnügungen ist der Hannoveraner immer zu haben! …Aber natürlich unternimmt er auch die nur unter Wahrung einer gewissen Förmlichkeit. Lockerheit können wir hier nicht. Humor schon gar nicht. Noch so was, was ich hier dringend ändern muss!
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Du hast mir mit deiner Beschreibung gerade sehr geholfen. Den Kleinstadt -Blues, diesen Mainstream des Mittelmäßigen und Geschmacklosen, den habe ich selten so nüchtern aufwenden Punkt gebracht gelesen. Die Mutter meiner Jungs will an den Stadtrand ziehen. Ich will nicht. Ich habe keinen Ska, um mich gegen Helene Fischer zu wehren. Und noch was: dir fehlt nur noch ein Plot und ein Mord und deine Geschichte ist fertig. Die Milieu Beschreibung ist perfekt.
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Oje. Ich kann da nur für mich sprechen, aber: Wir hielten es damals in Kiel, als ich schwanger war, für eine prima Idee, eine tolle große Wohnung am Stadtrand zu beziehen. Neubauviertel, viel frische Luft, Supermarkt und KiTa um die Ecke, um uns herum nur junge Familien. Tja. Ganz ehrlich? Niemals, NIE war ich so einsam wie da! Es war schlimm. Wir sind ganz schnell weg. Nach Hamburg dann, und zwar mitten rein. Und das war laut, dreckig, aber toll. Jetzt, wo der Knirps bald in die Grundschule kommt, ist es auf dem Dorf aber auch schön. Allerdings ist das ein richtiges Dorf, und es ist MEIN Dorf – ich komme ja von hier. Es war mein Mann, der auf den Trichter kam, hierher zu ziehen und eben nicht direkt ins relativ nahe Hannover, als der nächste Jobwechsel dorthin anstand; und ich fand’s gut. Wir alle hatten mal ein bisschen Ruhe nötig. Ich brauche keine Sensationen um mich herum, um zufrieden zu sein, aber ich brauche schon eine etwas speziellere Gegend, etwas speziellere Menschen. Diese Retortensiedlungen, ob nun am Rande der Großstadt oder in der Kleinstadt, diese klinisch sauberen Gegenden, wo einfach keine Geschichten in der Luft liegen – da würde ich eingehen wie ’ne Primel.
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Ein toller Artikel.
Sehr atmosphärisch und alle möglichen Assoziationen weckend geschrieben.
Bewegtes und bewegendes Kopfkino.
Vielen Dank.
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