Stumpfsinnige Arbeit unter prekären Bedingungen nagt an der seelischen Substanz. Wer das für reines Gejammer hält, war noch nie auf sie angewiesen. Von denjenigen, die an dieser Stelle an ihre Putzfrau oder ihren Paketboten denken und sich diese achselzuckend als ohnehin seelenlose Lebewesen vorstellen, mag ich gar nicht erst anfangen.
Bei allem Willen zur geistigen Selbstbehauptung, zwingt einem der tägliche, von Unsicherheit, finanzieller Knappheit und Perspektivenmangel bestimmte Existenz-Limbo irgendwann eine dauerhaft verrenkte, angespannte Haltung auf. Anstrengende Angelegenheit. Nur stempeln gehen zu müssen ist schlimmer.
Besser: Musik draus zu machen. Über das große Sinndefizit und das mickrige Gehalt. Und über deren Ursachen, Ausbreitung und Begleiterscheinungen; über High-End-Kapitalismus, Ungleichheit der Chancen, eine Kultur der Inhaltsleere, das große zwischenmenschliche Egal, Selbstentfremdung und die ständige Nähe zum Abgrund, der nur eine Kündigung entfernt liegt. Sicherlich eine ergiebige Stichwortliste für Gejammer. Besser: für Gepöbel und Gedicht.
*Titel eines Songs vom 2013er Sleaford-Mods-Album Austerity Dogs
Die Mods auf den Punkt gebracht, klasse Beitrag, Sonja.
Liebe Grüße,
Gerhard
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Ich mag sie auch zu gern in Interviews… Viele Grüße!
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Gepöbel und Gedicht – danke dafür! Die literarische Dimension der Sleaford Mods-Texte wird viel zu selten wahrgenommen…
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Die gibt es unbedingt. Aber ich habe oft so meine Mühen, ihr gänzlich auf die Schliche zu kommen – bei diesem Slanglisch stoßen meine Sprachkenntnisse gern mal an ihre Grenzen.
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